Funkendetektion Explosionsgefahr: Ganzheitliche Konzepte zur Funkendetektion geben Sicherheit in der Produktion

Von Sabine Mühlenkamp

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Manchmal kann die Ursache für größere Schäden winzig sein, wie jener sprichwörtlicher Funke, der zum Brand oder gar zur Explosion führen kann. Systeme zur Funkenerkennung und -löschung schaffen hier sichere Abhilfe.

IEP Atexon macht sich die Tatsache zunutze, dass jeder Funke auch außerhalb des sichtbaren Bereichs eine bestimmte elektromagnetische Energie aussendet, die von speziellen Detektoren aufgefangen und gemessen werden können.
IEP Atexon macht sich die Tatsache zunutze, dass jeder Funke auch außerhalb des sichtbaren Bereichs eine bestimmte elektromagnetische Energie aussendet, die von speziellen Detektoren aufgefangen und gemessen werden können.
(Bild: IEP Technologies)

Die Explosionsgefahr gehört in der Baustoffindustrie, bei der Herstellung von Futter- und Düngemitteln sowie in der chemischen Industrie zum Alltag. Hier treffen sämtliche Voraussetzungen für eine Staubexplosion aufeinander: Staub, geschlossene Behälter sowie eine hinreichende Menge an Sauerstoff. Es genügt ein einziger Funke, um eine Brand- oder Explosionskatastrophe auszulösen. Neben schweren Schäden an Anlagen drohen im Ernstfall hohe Verluste durch Produktionsstillstände oder sogar menschliche Opfer.

Damit Unternehmen die Atex-Richtlinien der EU zum Explosionsschutz umfassend erfüllen, können sie technische Maßnahmen ergreifen, die eine Funkenübertragung von vorneherein verhindern oder deren Auswirkungen minimieren. Wie effektiv Funkenerkennungssysteme und Funkenlöschanlagen im Rahmen ganzheitlicher Konzepte greifen, führt die Marke Atexon Oy anschaulich vor Augen. Als jüngster Zuwachs von IEP Technologies, der Safety-Experte des Hoerbiger-Konzerns, leisten die innovativen und Atex-konformen Lösungen des Herstellers einen wichtigen Beitrag zum Ineinandergreifen von präventiven und konstruktiven Explosionsschutzmaßnahmen.

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Ohne Zündung keine Explosion – so lässt sich die Grundlage der Funkendetektion auf den Punkt bringen. Doch ganz so einfach ist es in der Praxis nicht: Funkenerkennung ist eine komplexe Methode, um Brände und Explosionen zu vermeiden, die oftmals in Rohrleitungen nach schnell laufenden Maschinen oder Mühlen und Filtern auftreten. Anders als etablierte Konzepte zur Explosionsunterdrückung setzt das innovative Prinzip direkt bei den Zündquellen an, also noch bevor überhaupt ein Brand oder eine Explosion entstanden sind. Moderne Systeme sind in der Lage, gefährliche heiße Partikel und Funken zu identifizieren und in der betreffenden Rohrleitung zu löschen, bevor sie in den nächsten Behälter gelangen und dort Schaden anrichten können. Entscheidend für die Qualität der Erkennung sind die Technologie, mit der die Funken identifiziert werden sowie das Zusammenspiel des gesamten Detektions- und Löschsystems.

„Nur ein gut informierter Kunde ist in der Lage, die richtige Entscheidung zu treffen“
Nachgefragt bei Volker Krone, Senior Application Engineer Europe, IEP Technologies

Kann man beziffern, wie häufig ein Funken der Auslöser für eine Explosion ist?

Krone: Nein, eine Bezifferung ist nicht möglich. Wir wissen nur, dass viele Anlagen über das Jahr Funken aufweisen, bei denen die Betreiber eigentlich der Meinung sind, dass es keinen Funkenflug gebe. Zudem sind Funken als Zündquelle ein häufig auftretender Grund für Brände und Explosionen: Bei allen Mahlvorgängen kann davon ausgegangen werden, dass wöchentlich, und bei manchen Anlagentypen sogar täglich, Funken durch kleine Steine, Fremdkörper oder durch den Verschleiß der Mahlwerkzeuge auftreten. Oftmals noch kritischer als Funken und eine große Unbekannte sind versteckte Glimmnester, die von den Funkendetektoren kaum erfasst werden können.

Wissen die Anwender über die Notwendigkeit einer zuverlässigen Funkendetektion?

Krone: Die meisten Anwender sind sich der Notwendigkeit der Funkendetektion bewusst – doch schon einmal nicht wissen kann gefährlich werden. Deshalb klären wir jeden einzelnen unserer Kunden intensiv auf. Nur ein gut informierter Kunde ist in der Lage, die richtige Entscheidung für eine Funkendetektion und -löschung mit­zutragen und innerbetrieblich umzusetzen. Dazu gehören auch die richtige Pflege und Wartung der Anlage – ohne diese kann die Funkendetektion ihren Schutz nicht gänzlich entfalten. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, Kunden in den verschiedensten Industrien und Ländern aufzuklären. Als Global Player mit Experten in sämtlichen Bereichen und Regionen ist dies ein wesentlicher Punkt für unsere tägliche Arbeit.

Bei welchen Umgebungsbedingungen ist es schwer, Funken zuverlässig zu detektieren?

Krone: Speziell bei dichten Materialströmen, wie beispielsweise in Schnecken, Bandförderern oder Kettenförderern, stößt die Funkendetektion an ihre Grenzen. Selbst bei den darauf folgenden Schurren wird das Produkt nie so zuverlässig aufgelockert, dass alle Funken erkannt werden können. Insbesondere wenn Detektoren mit einer kleineren Sichtweite als 180° eingesetzt werden oder die Detektoren nicht zumindest ein wenig in das Produkt hineinsehen können, ist die Zuverlässigkeit sehr eingeschränkt.

Wie wichtig ist das Know-how über den richtigen Einsatzort des Detektors?

Krone: Bei falscher Positionierung kann die Detektion um etliche Prozent schlechter ausfallen als bei einer optimal auf die Anlage abgestimmten Einbauvariante. Dies hat zur Folge, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Brand – oder schlimmer noch, für eine Explosion – drastisch steigt. Um dies zu vermeiden, arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden auf Grundlage unserer umfangreichen Expertise das optimale Sicherheitskonzept individuell für seine Anlage aus. Oftmals reichen schon veränderte Abstände von 10 bis 20 cm aus, um die richtige bzw. bessere Position für die Detektoren zu finden. Es kommt jedoch auch vor, dass ein neuer Ort gewählt werden muss. So bietet es sich in der Regel an, die Annahmestellen der Produkte besonders zu schützen oder hinter Funken erzeugenden Werkzeugen auf Nummer sicher zu gehen und lieber zwei Mal zu detektieren, anstatt auf langen Förderwegen bei jedem Abwurf eine Detektion einzusetzen.

Funkenlöschanlagen sind nur ein Aspekt des Explosionsschutzes. Welche weiteren Maßnahmen empfehlen Sie?

Krone: Grundsätzlich ist die Funkenerkennung und -löschung nur für den Funken und teilweise auch für Glimmnester oder heiße Oberflächen, zuständig, die durch eine Leitung transportiert werden. Die weiteren elf Zündquellen – nach den Technischen Regeln für die Betriebssicherheit (TRBS) 2152, Teil 3, gibt es 13 Arten von Zündquellen – werden nicht betrachtet und sind damit sehr wohl in der Lage, einen Brand oder eine Explosion zu initiieren. Die Funkendetektion ist eine Maßnahme, die Wahrscheinlichkeit für einen Nachfolgebrand oder eine Explosion zu verringern, doch sollte sie immer in Verbindung mit konstruktiven Explosionsschutzlösungen implementiert werden. Falls es doch zu einer Zündung kommt, können diese eine anlaufende Explosion aktiv unterdrücken oder für eine Druckentlastung sorgen.

Detektion erkennt Funken und heiße Oberflächen

Wie viele technische Lösungen wurde die Funkenerkennung von ihren Anfängen bis hin zur aktuellen Ausprägung kontinuierlich weiterentwickelt. Mithilfe gängiger Verfahren konnten bislang vor allem Glut und glimmende Partikel oder mechanische Funken, die sichtbares Licht emittieren, als Zündquellen erkannt werden. Die entscheidende Neuerung von IEP Atexon macht sich die Tatsache zunutze, dass jeder Funke auch außerhalb des sichtbaren Bereichs eine bestimmte elektromagnetische Energie aussendet, die von speziellen Detektoren aufgefangen und gemessen werden können. Dadurch ist es möglich geworden, auch heiße Partikel zu erkennen, die kein sichtbares Licht emittieren und nur schwer mit herkömmlichen Detektoren zu erfassen sind.

Je nach Anwendung herrschen innerhalb von Produktionsprozessen unterschiedliche Temperaturen. In der holzverarbeitenden Industrie überschreiten die Betriebstemperaturen an den Stellen, wo Detektoren üblicherweise angebracht sind, nicht die Marke von 70 °C. Allerdings können die Betriebstemperaturen an der Detektionsstelle im Fall besonderer Anwendungen auch mehr als 100 °C betragen. Hier kommt es darauf an, dass Hersteller Detektoren zur Verfügung stellen, die passend für die jeweiligen Temperaturbereiche ausgelegt sind.

Nicht einsehbare Bereiche zu vermeiden, ist ein weiterer wichtiger Faktor für zuverlässige Funkenerkennung. Standardtechnologien haben einen Detektionswinkel von 100° bis 120°. Dadurch entstehen blinde Flecke, wo Funken am Detektor vorbeifliegen können, ohne erkannt zu werden. Für ein lückenloses Sichtfeld sind daher zwingend zwei Detektoren erforderlich – allerdings sind diese nur wirksam im Fall einer Staubabsaugung mit geringer Produktbeladung und nicht etwa bei Förderschurren oder Produktförderleitungen.

Ein weiterer Nachteil der klassischen Detektion: geringere Sensitivität aufgrund der Detektionsreichweite, innerhalb derer der Detektor den blinden Fleck seines gegenüberliegenden Pendants abdecken muss. Ist der Materialfluss zu stark, entsteht ein erhöhtes Risiko für nicht entdeckte Funken. Ebenfalls wichtig ist der Spektralbereich des Detektors. Bei reiner Infrarot-Empfindlichkeit sind lediglich Oberflächentemperaturen messbar, nicht jedoch verdeckte Strahlung.

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180°-Sichtfeld für maximale Sicherheit

Um blinde Flecke zu vermeiden, hat IEP Atexon Funkendetektoren entwickelt, die über ein Sichtfeld von 180° verfügen. Einen entscheidenden Sicherheitsvorteil bietet zudem das Spektrum dieser Sensoren-Generation, das sowohl den Bereich Infrarot als auch nahes Infrarot umfasst. Die Folge: Funken können auch unter der Oberfläche oder hinter Partikeln erkannt werden – eine wertvolle Eigenschaft, wenn der Materialfluss anders als bei einer Absaugung eine größere Dichte aufweist oder grobe Partikel die Sicht auf den Funken verdecken. Besonders wichtig ist ein volles Sichtfeld beim Umgang mit Schüttgut, denn hier entfällt der gegenüberliegende Detektor, mit dem blinde Flecken eliminiert werden sollen – ein Risikofaktor, sofern die 180°-Sicht fehlt.

Neben dem Sichtfeld und dem Spektrum des Detektors spielt auch die Detektionstemperatur der Funken oder Partikel eine wichtige Rolle bei der Gefahrenprävention. Herkömmliche Systeme erkennen Funken erst ab einer Temperatur von 700 °C. Da es auch bereits bei niedrigeren Temperaturen zur Zündung kommen kann, haben die Entwickler von IEP Atexon dafür gesorgt, dass die neuesten Detektoren Partikel schon ab 300 °C erkennen können.

Sobald der Detektor einen Funken registriert, löst das System ein Signal aus und aktiviert die Löschautomatik. In der Regel dient Wasser als Löschmittel; je nach Anwendung oder Industrie müssen jedoch andere Substanzen oder mechanische Komponenten eingesetzt werden, beispielsweise Schleusensysteme oder Schnellschlussschieber, durch die die Rohrleitungen im Ernstfall automatisch abgeschottet werden oder der Funken ausgeschleust wird. Der Vorteil, wenn die Systemkomponenten aus einer Hand stammen: Die Prozessschritte sind optimal aufeinander abgestimmt und laufen extrem schnell ab. Gefährliche Funken müssen innerhalb von wenigen Millisekunden erkannt und gelöscht werden. Hier können insbesondere Komplett­anbieter ihre gesamte Expertise in die Waagschale werfen, um die geltenden Anforderungen zu erfüllen.

Bei den Löschsystemen von IEP Atexon wird Wassernebel versprüht. Dadurch wird die Feuchtigkeit in der Luft so stark erhöht, dass keine Explosion starten kann. Im Gegenteil: Der Funke wird gelöscht – schnell, effektiv und schonend für die betroffenen Anlagen, denn durch das feine Versprühen wird nur wenig Wasser benötigt und somit Schäden vermieden.

Präventiver und konstruktiver Explosionsschutz Hand in Hand

Umfassendes Know-how spielt nicht nur für die Entwicklung leistungsfähiger Systemkomponenten eine tragende Rolle. Vorausschauende Expertise erfordert auch die Abstimmung eines Systems auf die individuellen Gegebenheiten am Einsatzort. Dazu gehört insbesondere die effiziente Kombination von Funkenerkennungssystemen und Funkenlöschanlagen in Verbindung mit konstruktiven Explosionsschutzlösungen an der gesamten Anlage. Sollte es doch zu einer Zündung, wegen Elektrostatik oder heißen Oberflächen usw. kommen, können diese eine anlaufende Explosion aktiv unterdrücken oder für eine passive Druckentlastung sorgen. Der Hintergrund: Komplexe Anlagen bestehen üblicherweise aus einer Kombination von Einzelmaschinen beispielsweise von Mühle, Rohrleitung und Filter. Das gilt es auch beim Sicherheitskonzept zu berücksichtigen. In der Regel sind die Mühle und der Filter durch Vorrichtungen zur Druckentlastung oder Explosionsunterdrückung geschützt, während kurz vor dem Filter zusätzlich die Funkendetektion eingesetzt wird.

Beim Blick über den Tellerrand einzelner Lösungskonzepte zeigt sich deutlich, dass Explosionsschutz und -prävention gemeinsam ein anwendergerechtes Gesamtkonzept für die Sicherheit von Produktionsanlagen bilden und die Verfügbarkeit der Anlage durch Funkendetektion stark erhöht wird.

Systemanbieter mit einem entsprechend breitgefächerten Portfolio können den Kunden maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand bieten.

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