Förderpreis BG Rohstoffe und chemische Industrie Neue Ideen für mehr Arbeitsschutz in der Schüttgutindustrie
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Der Förderpreis der BG Rohstoffe und chemische Industrie ist der höchst dotierte Arbeitsschutzpreis in Deutschland. Dabei sind es nicht immer die großen Ideen, die Furore machen. Es ist eher die Tatsache, dass man sich mit den auf dem Markt vorhandenen Lösungen nicht zufrieden gibt, wie das Beispiel eines Naturstein-Unternehmens zeigt.

An dem Wettbewerb 2017 hatten sich deutschlandweit 603 Frauen und Männer mit 232 Beiträgen beteiligt. Für die besten Ideen für eine sichere Arbeitswelt erhielten 21 Preisträger und Preisträgerinnen aus sieben Unternehmen den BG RCI-Förderpreis. Dieser wurde in sieben Kategorien verliehen. Die Förderpreise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Die interessantesten Ideen stellen wir Ihnen hier vor:
1. Kategorie KMU
Ein Natursteinunternehmen ließ die Fahrzeuge mit Neigungssensoren ausrüsten, die an die Kipphydraulik gekoppelt sind und den Kippvorgang ohne Zutun des Bedieners stoppen, bevor kritische Neigungswinkel erreicht werden. Die Cronenberger Steinindustrie Franz Triches betreibt seit 1997 den Hartgesteinstagebau Mammendorf in Sachsen-Anhalt. Das hier gewonnene vulkanische Hartgestein Andesit wird hauptsächlich zu Edelsplitten und Edelbrechsanden für den Asphalt- und Betonstraßenbau, Gleisschotter, Wasserbausteinen und Tragschichtgemischen, aber auch zu diversen Sondermaterialien weiterverarbeitet. Die Fertigprodukte werden aus den Silos in Materialhalden ausgelagert; hierbei kommen Vierachser, Dumper und SKW zum Einsatz. Nach einem schweren Unfall, bei dem ein geneigt stehender Vierachser umstürzte, widmete sich das Team der Frage, wie ein Umstürzen wirksam verhindert werden kann, ohne dass der Bediener die Gefahr erkennen muss.
Auf dem Markt fanden die Betreiber Lichtampeln, die über unterschiedliche Lichtsignale und akustische Kopplung den Bediener vor kritischer Neigung warnen. In der Cronenberger Steinindustrie wollte man sich damit nicht zufriedengeben und fragte sich, warum Smartphones, Geländewagen und Hubarbeitsbühnen fast immer mit Neigungssensoren ausgestattet sind, während dies bei Kippfahrzeugen noch kein Standard ist. Die Mitarbeiter diskutierten das Problem mit einem Fahrzeughersteller und ließen in einer Vertragswerkstatt Sensoren nachrüsten, die bei Schräglage des Fahrzeugs die Kipphydraulik verriegeln. Zusätzlich zeigt eine Ampel mit Signalen in Grün, Gelb und Rot, wie es um die Standsicherheit bestellt ist. Aufgrund der guten Erfahrungen ließ das Unternehmen weitere Fahrzeuge auch an anderen Standorten mit dieser innovativen Sicherheitstechnik ausrüsten. Weitere Unfälle durch umkippende Fahrzeuge haben sich seit der Nachrüstung nicht mehr ereignet.
2. Kategorie Präventionskultur
Durch den Auslaufprozess des deutschen Steinkohlebergbaus herrscht bei der RAG eine hohe interne Fluktuation. Mitarbeiter von Bergwerken, die die Förderung einstellen, wechseln in andere RAG-Betriebe, die neue, individuelle Herausforderungen im Arbeitsschutz mit sich bringen. Die vielschichtige Kampagne „Sicherheit! Denk daran, bevor Du loslegst“ vernetzt Führung, Kommunikation und Schulung. Dabei rücken die Bergleute bei ihrer Arbeit ins Rampenlicht – und die Mitarbeiter selbst treten als Protagonisten der Kampagne auf. Wechselnde Plakatmotive zeigen u.a. RAG-eigene Mitarbeiter sowie Mitarbeiter von Partnerfirmen in ihren typischen Arbeitsumgebungen, etwa im Streb, im Förderkorb oder in der Werkstatt. Statt beliebig austauschbarer Fotos aus Bilddatenbanken gibt die RAG-Kampagne ihren Mitarbeitern ein authentisches Gesicht und macht die Kumpel selbst zu Botschaftern der Sicherheit. Die Unfallkennziffer ist seit Kampagnenstart auf 3,9 Unfälle je eine Million Arbeitsstunden (09/2016) gesunken.
3. Kategorie Ausbildung
Der Zementhersteller Dyckerhoff entwickelte ein innovatives Unterweisungskonzept für Auszubildende. Den jungen Arbeitnehmern stehen Zeit und technische Ausstattung zur Verfügung, um arbeitssicherheitsrelevante Inhalte eigenständig zu entwickeln und aufzubereiten. Diese geben sie deutschlandweit an junge Kolleginnen und Kollegen weiter. Bei einem Treffen der Ausbildungsleiter von Dyckerhoff im Jahr 2015 wurde die Idee geboren, die Auszubildenden in die Entwicklung der Unterweisungsmedien miteinzubeziehen. Die Auszubildenden des zweiten Lehrjahres erstellten Präsentationen, die des dritten Ausbildungsjahres Kurzfilme zum Arbeitsschutz. Die Erfahrungen mit dem neuen Instrument zeigten rasch, dass die vermittelten Inhalte von der Zielgruppe stark verinnerlicht wurden. Das Konzept „Ausbildung 4.0 – Wir zeigen’s euch“ bezieht Auszubildende frühzeitig in den Arbeitsschutz ein und verankert durch „Learning by Doing“ die wichtigen Inhalte nachhaltig.
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