Innovativer Anlagen- und Apparatebau Findige Apparatebauer gesucht
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Die Pharmabranche boomt. Allerdings wird sich die Art der Produktion in den nächsten Jahren verändern. So sind Digitalisierung oder die individualisierte Medizin nur zwei Themen, mit denen sich Anlagen- und Apparatebauer auseinander setzen müssen. Die Powtech bietet die perfekte Gelegenheit, sich über diese Trends, aber auch mögliche Lösungen zu informieren.

Die Stimmung in der Pharmaindustrie ist positiv – seit dem krisenbedingten Rückgang 2009 befindet sich die Branche laut Vfa auf Wachstumskurs und verbucht seitdem ein Umsatzplus von fast 30 %. 2017 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um knapp 2 %. Die forschenden Pharmaproduzenten trugen zu dieser Entwicklung bei – im Jahr 2017 bestritten sie 55 % des gesamten Branchenumsatzes und hielten mit einem Plus von 0,4 % das im Vorjahr erreichte hohe Niveau. Dabei profitiert die Branche vom demographischen Wandel, bessere Lebensbedingungen, medizinischer Fortschritt und höheres Gesundheitsbewusstsein tun ein Übriges.
Computergestützte Wirkstoffsuche und Big-Data-Anwendungen ermöglichen den Pharmaunternehmen neue Ansätze in der Produktentwicklung: Verfahren auf biotechnologischer Basis nehmen zu. Aber auch die personalisierte Medizin eröffnet neue Perspektiven. Damit befindet sich die Industrie auch technologisch im Umbruch. Dies geschieht zwar in ihrem eigenen vorsichtigen Tempo, dennoch ist es spürbar.
Die Zeiten der großen Blockbuster beispielsweise sind vielleicht nicht unbedingt vorbei, aber der Trend der personalisierten Medizin lässt sich nun einmal nur mit kleineren Batches mit hoher Flexibilität verwirklichen. Dies erfordert ein Umdenken in der Apparatetechnik, aber auch bei der Sicherheit in der Produktion. Es leuchtet ein, dass je flexibler eine Produktion ist, auch die Zahl der Schnittstellen zwischen den Komponenten steigt.
Gleichzeitig ist jedoch beim Containment die Zahl der Schnittstellen, also wenn ein Produkt von einem in den nächsten Prozessschritt überführt wird, entscheidend für die Sicherheit. Jede Schnittstelle gilt als potenzielle Gefahr für das Personal wie auch für das Endprodukt. Dies gilt umso mehr, als dass die Grenzwerte insbesondere bei hochaktiven Wirkstoffen in den nächsten Jahren immer niedriger werden. Ein sicheres Containment unter neuen Vorzeichen liegt damit in den Händen der Anlagen- und Apparatebauer.
Neue Hallenaufteilung erlaubt besseren Rundgang
Die diesjährige Powtech bietet genügend Gelegenheiten, um sich über neue Ideen zu diesen Themen zu informieren und wie die Anlagen- und Apparatebauer darauf reagieren. Von den 744 Ausstellern, die ihre Weiterentwicklungen zu mechanischen Prozessen wie Zerkleinern, Agglomerieren, Trennen, Sieben, Mischen, Lagern und Fördern präsentieren, bieten 380 Unternehmen Innovationen speziell für die Pharmaproduktion an. Insgesamt kommen die Aussteller in Nürnberg aus 32 Ländern, die größte Gruppe mit 451 nehmen deutsche Aussteller ein, gefolgt von Italien, der Schweiz, Großbritannien und den Niederlanden.
Powtech-Leiterin Beate Fischer erwartet trotz einem schwierigen Marktumfeld ungefähr 16 000 Fachbesucher in Nürnberg. Dies entspricht etwa der Besucherzahl aus dem Highlight-Jahr 2016.
Um den Wünschen der Aussteller gerecht zu werden, hat der Messeveranstalter die Hallenaufteilung überarbeitet. So ist der Hallenrundgang um die Halle 5 erweitert worden, wie Fischer Mitte Januar erläuterte. Auch bauliche Veränderungen wurden eingebunden. Als Konstante bleibt der Pharmaschwerpunkt in Halle 3. Belegt sind damit die Hallen 1, 2, 3, 4, 4A und 5.
Pharma-Trend: Schneller vom Labor zum Prozess
Auch inhaltlich setzt die Powtech Zeichen: Eine der großen Herausforderungen in den Branchen Pharma, Kosmetik und Health-Food ist seit jeher, die Entwicklungszeiten zu verkürzen. Einen Lösungsansatz für Hersteller fester oraler Darreichungsformen hat beispielsweise Bosch entwickelt und wird diesen auf der Powtech 2019 erstmals offen in Deutschland zeigen, so der Messeveranstalter. Der Weg vom Labor zur kontinuierlichen Produktion soll mit der Laboranlage Xelum R&D deutlich verkürzt werden.

Nach Ausstellerangaben ist dies die erste Laboranlage, mit der verschiedene Hilfs- und Wirkstoffe dosiert, gemischt, granuliert und getrocknet werden können. Zudem ist es auch die erste Anlage, mit der Pharmazeuten sowohl Formulierungen für die kontinuierliche Herstellung als auch für Batch-Produktion entwickeln können.
Fritz-Martin Scholz, Produktmanager für die Xelum bei Bosch Packaging Technology, erläutert die Details: „In der kontinuierlichen Herstellung liegt die größte Herausforderung in der präzisen Dosierung der Ausgangsmaterialien. Unser neuer Ansatz: Im Gegensatz zum sonst üblichen Massenstrom erfolgt die Dosierung von Hilfs- und Wirkstoffen in der Xelum als diskrete Masse. Dafür dosiert, mischt und granuliert die Anlage absatzweise einzelne Pakete, so genannte X-Keys, die die Prozesskette kontinuierlich durchlaufen und fortlaufend aus der Anlage entnommen und in Gebinde entleert werden. Dadurch lässt sich nicht nur die Komplexität der Prozessführung reduzieren, sondern auch die Genauigkeit und Qualität des Endprodukts erhöhen. Außerdem ist die Rückverfolgbarkeit der Ausgangsstoffe permanent gewährleistet.“
Kürzere Entwicklungs- und Markteinführungszeiten
Zur Granulation setzt Bosch in der Xelum R&D auf die von der Bosch-Tochter Hüttlin entwickelten Wirbelschichtprozessoren. Der Transfer von nassem Granulat entfällt, da Granulierung und Trocknung im gleichen Prozessraum stattfinden. Damit lassen sich Produktionsmengen von unter 250 Gramm bis hin zu zehn Kilogramm pro Stunde im automatischen Zyklus verarbeiten. Somit eignet sich die Anlage neben Forschungs- und Entwicklungszwecken auch für die Pilotproduktion oder die Produktion von Orphan Drugs. Sie ist optional als vollständig geschlossene Einheit erhältlich und auch für die Entwicklung potenter Wirkstoffe einsetzbar.
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Scholz betont: „Die neue Laboranlage arbeitet mit identischen Komponenten und Prozessparametern wie unsere Xelum Produktionsanlage, was eine Übertragung im Maßstab 1:1 ermöglicht. So ist kein Scale-up erforderlich und Pharmazeuten erzielen kürzere Entwicklungs- und Markteinführungszeiten.“
Impulse für die Praxis aus der Forschung
Alle drei Jahre bringt die Partec (Träger ist die VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen), als einer der weltweit führenden Kongresse für Partikeltechnologie die Fach-Community in Nürnberg zusammen.
Und auch in diesem Jahr werden hier mehr als 500 Teilnehmer erwartet. „Unser Motto ‘Particles for a better life’ verdeutlicht die Schlüsselrolle der Partikelforschung“, so Professor Stefan Heinrich, Chairman der diesjährigen Veranstaltung. „Daher werden wir 2019 stark Zukunftstechnologien in den Blick nehmen, wie aus den Life Sciences. Es wird darum gehen, wie die Partikeltechnologie diese Anwendungen voranbringen kann.“
Abgerundet wird das dreitägige Messegeschehen durch weitere zahlreiche Vorträge und Veranstaltungen, u.a. durch einen Sonderbereich zum Thema Explosionsschutz mit Live-Explosionen und einer Sonderschau des VDMAs zum Thema „Staub kennt Grenzen – Freihandel nicht“. Am Stand 121 in Halle 2 sollen Komponenten aus der Entstaubungstechnologie, der Explosionsdruckentlastung und der Prozesslufttrocknung vorgestellt werden. Adressierte Branche ist neben der Chemie- und Lebensmittelindustrie auch die Pharmabranche.
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