Reach-Verordnung Wie wird ein offener Prozess zum geschlossenen Prozess?
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Immer mehr Unternehmen müssen dank Reach umdenken und ihre vormals offenen Prozesse in geschlossene Verfahren umwandeln. Dabei bietet dies durchaus neue Chancen für die Prozessgestaltung, die für den Betreiber neue Vorteile mit sich bringen.

Seit nunmehr zehn Jahren gilt die Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 als das strengste Gesetz für Chemikalien. Viele kennen diese Verordnung besser unter dem Namen Reach-Verordnung. Hierbei stehen die Buchstaben für „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“. Sie befasst sich mit der Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Hieraus soll die Harmonisierung des europäischen Chemikalienrechts erfolgen und ersetzt zugleich eine Vielzahl von länderspezifischen Verordnungen.
Die positiv avisierte Vereinheitlichung der Rechtsverordnung hat aber auch ihre Tücken. Somit müssen sich Hersteller/Importeure und Verarbeiter intensiv mit den Prozesswegen auseinander setzen. Die Reach-Verordnung sieht nicht nur die Prozedere für Reinstoffe, sondern der kompletten Lebenszyklen, Zeit eines Stoffes bzw. Chemikalie vor. Dieses Prozedere gilt auch für die Nutzung des Stoffes in anteiliger Form von/bei Zwischenprodukten bis hin zur Entsorgung. Daraus lässt sich schon erahnen, dass die Reach-Registration ein umfangreicheres Verfahren ist und hohe Kosten mit sich tragen kann.
Am Ende dieser Kette steht dann das Ziel, den Schutz des Menschen und der Umwelt zu sichern und zu verbessern. Am 1. Juni 2018 endet die letzte Übergangsfrist. Dies wird jedoch im Markt oft noch nicht wahrgenommen und kann negative Auswirkungen auf die Geschäftsgebaren der Firmen haben.
Je nach Blickwinkel, entsteht aber auch eine Chance oder gar Stärke für den EU-Markt. Da die Regelungen auch hohe Standards für die Einfuhr von chemischen Stoffen bedeuten, müssen Importeure und Lieferanten außerhalb der EU dieses Prozedere ebenfalls durchlaufen. Somit kann festgehalten werden, dass die Reach-Verordnung verzerrende Handelsbedingungen und Ausgangspositionen für den EU-Markt entschärft.
Hürden mit Containment überwinden
Dies kommt aber in den kleineren Mittelstandunternehmen noch nicht so richtig an. Die Hürden der Reach-Registrierung werden als zu teuer und „unüberwindbar“ eingeschätzt. Zudem wird in manchen Prozessen die Anlagentechnik in den Vordergrund gesetzt.
Das Unternehmen Dietrich Engineering Consultant – kurz Dec genannt – ist seit vielen Jahren Vorreiter zur Entwicklung, wirtschaftlicher technischer Lösungen aufgrund rechtlicher Veränderungen, wobei das Schlagwort „Containment“ dabei an Bedeutung gewinnt. Um wirksam und sicher, die nach Reach geforderte Umwelt und die Menschen zu schützen, gilt es, neben der Stoffregistrierung, oftmals auch einen geschlossen Prozessablauf- oder ein Gesamtverfahren zu entwickeln bzw. zu realisieren – also “contain” zu arbeiten. Dann kann gegebenenfalls auch auf eine teilweise stark einschränkende persönliche Schutzausrüstung (PSA) verzichtet werden.
Klassische Situationen im Pulver-Handling
In vielen chemischen Betrieben werden Feststoffe, welche unter die Reach-Kriterien fallen, über mehrstufige Abläufe weiter verarbeitet. Beispielsweise müssen Stoffe aus Big-Bags entleert, zerkleinert und mit Zusatzstoffen vermengt werden. Diese Mischung oder das Zwischenprodukt muss dann in weitere Gebinde abgefüllt werden und geht zum nächsten Prozessschritt oder gar Endkunden.
Registrierte Produkte wie Zuckerstoffe, Speisesalz usw., welche im Allgemeinen als unkritisch eingestuft sind, werden mit dem Begriff „Containment“ oder „strictly controlled conditions“ meist nur in Bezug auf Kreuzkontamination oder Verunreinigung von Umgebung in Verbindung gebracht. Wenn der eingesetzte Stoff aber nachweislich Gefahren für Mensch und Umwelt mit sich bringt und die Registrierung durch Studien ein maximales Limit von Stoffbelastungen (weniger g/m3 oder gar µg/m3) definiert, gilt es, weitere Maßnahmen zu treffen. Das Unternehmen, wird aus den Reach-Vorgaben heraus, vom vorhandenen, oftmals offenen Handling-Prozess zum geschlossen Prozess optimieren.
Dies sind dann die Herausforderungen, welche Dec in enger Zusammenarbeit mit den Produktherstellern/-verarbeitern bespricht, um ein geschlossenes Konzept von Pulveraufgabe bis zur Abfüllung zu beschreiben bzw. zu definieren.
Es ist möglich, einen Prozess mit nahezu expositionsfreier Pulveraufgabe an der Big-Bag-Entleerstation (bis zum OEB-4 Level) darzustellen. Genutzt wird dabei das DCS-Anschluss-System. Dabei handelt es sich um einen kleinen Reinraum mit Handschuheingriff, um den Entleerstutzen vom Big-Bag staubfrei anschließen zu können.
Nach dem Öffnen des Auslasses wird das Produkt via PTS-Saugförderung in den weiteren Prozessschritt gefördert. Hier arbeitet der Mitarbeiter dann in einem „Half-Suit“-Isolator, um die teils manuellen Pulverhandling-Aufgaben geschützt durchzuführen. Somit ist ein in sich geschlossener Ablauf möglich. Von dem Isolator fördert man den verarbeiteten Pulverstoff in die Mischanlage, den PTS-Batchmixer. Durch die mehrmalige zirkulierende Pulverförderung vom Mischerauslass zum Eintritt wird der Ausgangsstoff mit Zusätzen veredelt. Nach Abschluss des Mischzykluses wird die Pulvervorlage dann in die Befülleinrichtung via PTS gesaugt. Hier endet der geschlossene Arbeitsprozess mit dem Versiegeln des befüllten Gebindes.
Übergangsfrist drängt Unternehmen in enges Korsett
Gemäß den Reach-Vorgaben ist gerade bei den innerbetrieblichen Zwischenprodukten eine Bewertung und Evaluierung immer schwierig. Hier liegen meist keine Daten vor, somit werden oft vereinfachte Verfahren angewendet. In Verbindung von streng überwachten Bedingungen oder Maßnahmen (technische Lösung zum Containment) wird der Prozess abgesichert. Eine Vielzahl von Anlagenbetreibern, Herstellern usw. liegen dabei noch hinter den Erwartungen der Reach-Vorgabe. Hier drängt die Übergangsfrist Unternehmen in ein enges Korsett, den Vorgaben Folge zu leisten. Technische Maßnahmen sind somit als wirksame Ergänzung den Betrieben zur Seite zu stellen, um gegebenenfalls ein schier nicht enden wollendes Registrierungsprozedere durch Untersuchungen und Studien zu verkürzen und zu vereinfachen.
Ein ähnliches Beispiel aus dem Praxisleben kann die Zuführung von Produkten aus Trocknern und Fässern in einen Mischer sein. Durch die „Verlinkung“ der einzelnen Anlagenteile via Saugförderung (im Bild ein PTS-System), kann ein unter Umständen vorher sehr aufwändiger Pulverhandling-Arbeitsbereich für Werker, zu einem in Linie geschlossenen Prozess, optimiert werden. So hat der Mitarbeiter nur geringste Staubexpositionen und kein ständiges Tragen von PSA zu berücksichtigen. Hierdurch kommen die Anlagenbetreiber dem Ziel des Arbeits- und Umweltschutzes in dieser Form nach.
Optimierung mit realisierbaren Budgets
Solche Maßnahmen ziehen natürlich auch Kosten und Investitionen nach sich. Dies müssen die Hersteller, Verarbeiter und weitere betroffene Unternehmensgruppen zuerst einmal stemmen. Der Schlüssel zum Erfolg ist, den Prozess im Gesamtablauf zu betrachten.
Nur durch gute Prozesskenntnisse in den jeweiligen Betrieben ist es möglich, eine optimale Lösung zu realisierbaren Budgets zusammenzuführen. Hier sind dann schon oft Situationen für den Kunden entstanden, dass prozessverlinkte Anlagen mit hohem Containment viel Geld einsparen, da Fehlchargen und Produktverluste massiv reduziert wurden.
Der Prozessablauf und Handling-Aufwand wurde zudem im gesamten Zeitraum reduziert. Am Ende überwog der bezifferbare Nutzen gegenüber dem Kostenaufwand. Der Kunde kann der auslaufenden Reach-Frist in 2018 dadurch etwas gelassener entgegen sehen. Dec steht mit technischen Lösungen und Know-how dem Anwender zur Seite, um gemeinsam die Reach-Herausforderungen in die Hand zu nehmen.
Mehr Praxisbeispiele gefällig?
Mehr Beispiele, wie sich vormals offene Prozesse in geschlossene Verfahren umsetzen lassen, gibt es auf dem diesjährigen Schüttgut-Forum am 16./17. November in Würzburg. Dort präsentiert Dec einen Vortrag über die Auswirkungen von Reach, gibt Hilfestellungen, wie sich bestehende Prozessen mit vertretbarem Aufwand umrüsten lassen und zeigt auf, welche Maßnahmen bis 2018 noch umgesetzt werden müssen. Anmeldung unter http://www.schuettgut-forum.de/de/anmelden.
* K. Meichle, S. Genz, T. Eules, Dec Deutschland GmbH, Geisenfeld.
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