EHEDG-zertifizierte Förderbauteile Schüttgutförderung auf hygienische Art und Weise
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Komponenten für die hygienische Förderung von Schüttgütern sind vor allem in der Lebensmittelindustrie gefragt. Die Richtlinien der EHEDG schreiben zwar vor, wie diese Bauteile aussehen müssen, letztendlich hängen die Anforderungen aber vom gewählten Reinigungsverfahren ab. Wie die Umsetzung dieser Vorgaben bei einer Zellenradschleuse gelingt, lesen Sie hier.

In einer Bäckerei wird die Herstellung von Brötchen, Brot und Brezeln häufig noch als echtes Handwerk zelebriert. Die Arbeitsprozesse finden auf engstem Raum statt, und beim Transport der Lebensmittel müssen viele Mitarbeiter noch mit anpacken. Mit der zunehmenden Industrialisierung hat sich aber vieles verändert: Die Distanzen zwischen den verschiedenen Prozessschritten sind größer geworden, die Prozesse selbst laufen kontinuierlich ab. Dies erfordert einen automatisierten Transport zwischen den Prozessschritten.
Es bieten sich dazu mechanische Verfahren wie Förderschnecken, Transportbänder, Becherwerke und die pneumatische Förderung an. Diese Maschinen gehen mit Produkten schonend um, sind jedoch vom Aufbau eher komplex und bergen die Gefahr der Produktkontamination durch Abrieb infolge von Verschleiß an den Bauteilen. Zudem ist eine hermetische Abschottung nach außen schwierig.
Eine pneumatische Förderung ist dagegen ein abgeschlossenes System mit geringeren Investitionskosten, welches nur an der Ein- oder Ausspeisung mechanische Bauteile aufweist – so z.B. bei Zellenradschleusen. Der einzige Nachteil der pneumatischen Förderung ist der oftmals schlechte Wirkungsgrad im Vergleich zu einem mechanischen System. Bei bruchunempfindlichen Produkten überwiegen jedoch die Vorteile, weshalb häufig eine pneumatische Förderung gewählt wird.
Reinigung entscheidet über Anlagendesign
Für ein hygienisches Anlagendesign einer pneumatischen Förderung müssen jedoch einige Punkte bei der Gestaltung dieser Schlüsselbauteile beachtet werden. Zuvor muss das Reinigungsverfahren, das für diesen Anlagenabschnitt eingesetzt werden soll, definiert werden, da es die Ausführung beeinflusst. Dies lässt sich am Beispiel von Flanschverbindungen aufzeigen.
So ist eine zentrierte Flanschverbindung mit O-Ringabdichtung sehr gut für Trockenreinigung, jedoch nicht für Nassreinigung geeignet. Eine nass reinigbare Flanschverbindung muss mit einer frontbündigen Dichtung ausgerüstet sein, um das Eindringen von Kapillarwasser in die Metall-Metall-Verbindung (wie bei einer O-Ring Dichtung) auszuschließen. Diese und andere grundsätzliche Anforderungen für ein hygienegerechtes Design sind in den Richtlinien der EHEDG beschrieben und an Beispielen dargestellt.
Ist das anzuwendende Reinigungsverfahren definiert, kann mithilfe der EHEDG-Richtlinien das erforderliche Design festgelegt werden. Eine offizielle Überprüfung des Designs kann durch eine konstruktive Beurteilung bzw. einen Test (bei automatischer Nassreinigung) durch die Prüf- und Zertifizierstellen der EHEDG in Auftrag gegeben und durch ein Zertifikat bestätigt werden. Zertifikate sind heute für geschlossene und offene Prozesse sowie für Trockenreinigung oder Nassreinigung in manueller oder automatischer Reinigung erhältlich.
Konstruktive Grundsätze beachten
Im Fall von Zellenradschleusen und Rohrweichen gelten für alle Reinigungsverfahren dieser produktberührenden Bauteile einige Grundsätze in Sachen hygienische Gestaltung:
- glatte Flächen im produktberührten Bereich,
- polierte Oberflächen mit Ra maximal 0,8 µm,
- Ecken und Kanten mit großen Radien,
- einfaches Zerlegen und gute Einsehbarkeit bei manueller Reinigung,
- gasgespülte Wellendichtungen bei permanent drehenden Wellen,
- inerte Werkstoffe (keine Wechselwirkung zwischen Produkt und Bauteil).
Das Bild 1 zeigt die Umsetzung dieser Grundsätze am Beispiel einer leicht zerlegbaren Zellenradschleuse mit polierten Oberflächen, die für manuelle Nassreinigung oder Trockenreinigung geeignet ist. Bei einer automatischen Nassreinigung müssen die Metall-Metall-Verbindungsstellen wie bei den Flanschverbindungen mit einer frontbündigen Dichtlinie ausgeführt werden, da die Bauteile nicht zerlegt werden.
Patentierte Dichtungstechnik
Bei üblichen Verbindungen mit O-Ringabdichtung entsteht konstruktionsbedingt ein Spalt, in den durch Kapillarwirkung während der Reinigung Wasser eindringen kann. Bei der anschließenden Trocknung lässt sich dieses Wasser nicht sicher entfernen. Dies ist mit speziellen Dichtungen mit frontbündiger Dichtlinie ausgeschlossen.
Zellenradschleusen und Weichen von Coperion in CIP-Ausführung sind konsequent mit dieser patentierten Dichtungstechnik ausgerüstet. Die Komponenten wurden vor einigen Jahren im Markt eingeführt und waren damit die ersten Zellenradschleusen und Weichen für Schüttgutanlagen, welche von der EHEDG erfolgreich geprüft und zertifiziert wurden. Derartige CIP-fähige Bauteile sind die Voraussetzung zum Aufbau CIP-fähiger Förderanlagen. Auch für die manuelle Trockenreinigung bietet Coperion EHEDG-zertifizierte Zellenradschleusen und Weichen an. Die Bauteile sind schnell zerlegbar, und die Verbindungsstellen lassen sich mit O-Ringen abdichten.
Da das Reinigungsverfahren die Ausführung der Schlüsselbauteile bedingt, muss schon bei der Konzeption einer Anlage definiert werden, nach welchem Verfahren die einzelnen Anlagenteile gereinigt werden.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Trennstellen zwischen nass gereinigtem Bereich und trocken gereinigtem Bereich gelegt werden. In Bereichen der Trockenreinigung dürfen konsequent keine Feuchtigkeit und kein Wasser auftreten. Bei manueller Reinigung (trocken oder nass) muss darauf geachtet werden, dass die Bauteile leicht zerlegbar und reinigbar sind. Findet die Nassreinigung automatisch statt, so ist sicherzustellen, dass durch die Ausführung des Bauteils an keiner Stelle Produkt und Flüssigkeit zurückbleiben.
Die Gestaltung der Anlage nach EHEDG-Richtlinien und die Verwendung EHEDG-zertifizierter Bauteile ist Voraussetzung für eine erfolgreiche und reproduzierbare Reinigungsqualität. Die häufigsten Fehler in der Anlagenkonzeption sind neben den Trocken/Nass-Trennstellen die Verwendung von nicht geeigneten Bauteilen. So werden beispielsweise zwar häufig CIP-fähige Bauteile verwendet, jedoch zusammen mit nicht geeigneten flexiblen Verbindungen installiert.
Oft fehlen auch Bühnen und Podeste für eine leichte Zugänglichkeit der Bauteile bei manueller Reinigung. Bei dieser Reinigungsvariante wird zudem immer wieder beobachtet, dass die Reinigungspersonen die Bauteile unsachgemäß behandeln. Auch in dieser Hinsicht bietet die vollautomatische Reinigung CIP-Vorteile, da die Bauteile nur noch gelegentlich geöffnet werden.
* * Der Autor ist Product Manager Components der Coperion GmbH, Weingarten. Kontakt: Tel. +49-751-408398
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