Absackanlagen Rundpacker: Von der Packmaschine zum digitalen Ressourcenschoner

Von Sabine Mühlenkamp |

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Als der Rundpacker vor 60 Jahren in Betrieb genommen wurde, bekam nicht nur die Zementindustrie einen neuen Takt in den Verpackungslinien vorgegeben. Auch andere Branchen folgten schnell dieser Idee. War die Anlage damals fast rein mechanisch ausgeführt, bestimmt heute die Digitalisierung die weitere Entwicklung.

60 Jahre Entwicklung und Know-how stecken in diesem Roto-Packer (RST Adams). Dieser kombiniert das rotierende Verfahren mit einer kompakten Abfüllung in PE-Säcke.
60 Jahre Entwicklung und Know-how stecken in diesem Roto-Packer (RST Adams). Dieser kombiniert das rotierende Verfahren mit einer kompakten Abfüllung in PE-Säcke.
(Bild: Haver & Boecker)

In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat sich im Maschinenbau und damit auch bei Absackanlagen vieles geändert. Während der erste Roto-Packer bis auf die Antriebsmotoren rein mechanisch ausgeführt war, ist er heute eine detaillierte und ausgewogene Komposition aus Mechanik, Elektronik und Pneumatik.

Die Befüllung von Papier- statt Jutesäcken war ein großer Meilenstein, der sich heute in der möglichen Befüllung von PE-Säcken wiederholt. Die folgenden sieben Entwicklungsschritte zeigen, wie der Rundpacker immer wieder an die Anforderungen des Marktes angepasst wurde und damit neue Branchen eroberte:

  • Der erste Roto-Packer überzeugt mit neuer Fülltechnik und Ausbaufähigkeit. Er befüllt mehr Säcke als vergleichbare Anlagen und dies gelingt auch bei den neu entwickelten Papier-Säcken.
  • Zusätzliche Korrekturwaagen verbessern die Gewichtsgenauigkeit.
  • Die automatische Sackaufsteckung erhöht die Leistung, Sauberkeit sowie Mitarbeitersicherheit.
  • Durch eine weitere Optimierung der gesamten Maschine mithilfe modernster Technik kommt es zur Leistungsverdoppelung.
  • Die Bauhöhe wird modellabhängig reduziert. Die Kompaktierung ermöglicht nachträglich den Einbau in bestehende, normal hohe Hallen. Davon profitieren vor allem Hersteller von Baustoffen, Chemie sowie Nahrungs- und Futtermitteln.
  • Ein wartungsarmes Dosierorgan und die Seal-Technologie zum Verschweißen der Ventilsäcke erhöhen die Sauberkeit und so den Mitarbeiter- und Umweltschutz. Die Adams-Technologie erweitert das Angebot.
  • Die Digitalisierung hält Einzug.

Dank intelligenter Features wie Gewichtskontrolle oder Diagnosebeleuchtung fügen sich die Absackanlagen heute nicht nur nahtlos in die Verpackungslinie ein. Im Zusammenspiel mit weiteren Aggregaten wie einem automatischen Sackaufstecker, einem Palettierer oder einer Lkw-Beladung sorgen die Anlagen von Haver & Boecker für einen perfekten Fluss des abgefüllten Produktes und einen kontinuierlichen Output.

Aktuell bestimmen Themen wie der Klimawandel und Umweltschutz sowie die Digitalisierung die Entwicklung in der Verpackungstechnik. Willi Vollenkemper, Leiter der Forschung und Entwicklung, spricht über zukünftige Anforderungen in der Branche:

Herr Vollenkemper, wie sieht eine klimaschützende Verpackung aus?

Willi Vollenkemper: Ein zukunftsfähiger Sack sollte das Produkt vor Feuchtigkeit schützen, robust und reißfest, nur wenig Verpackungsmaterialeinsatz erfordern, recyclingfähig sein oder einen hohen Anteil Rezyclat aufweisen. Unsere Antwort darauf ist unsere Roto-Packer-Adams-Technologie zur Abfüllung pulverförmiger Schüttgüter in dichte PE-Gebinde. Aber auch Papierventilsäcke können zumindest einen Teil dieser Anforderungen erfüllen, wenn der Roto-­Packer mit unserer Seal-Technologie ausgestattet ist und die Säcke sicher verschweißt werden.

Welchen weiteren Herausforderungen müssen sich die Entwickler heute stellen?

Vollenkemper: Das unterscheidet sich je nach Branche. In der Chemie-Branche ist der Explosionsschutz besonders wichtig, während in der Food-Branche Hygiene eine große Rolle spielt. Außerdem schreitet die Produkt-Diversifizierung stetig voran. In der Baustoffbranche z.B. werden viele Spezial-Produkte entwickelt bzw. auf die Basiskomponenten der Binder- und Zusatzstoffe angepasst. Während in einem Zementwerk immer dasselbe Produkt abgefüllt wird, setzen Unternehmen in der Baustoff-Branche auf eine diversifizierte und attraktive Produktvielfalt. Durch die immer besser entwickelte Umstelltechnik beim Sortenwechsel erreichen wir mit dem Roto-Packer heute eine deutlich höhere Verfügbarkeit bei gleich hoher Qualität der abzufüllenden Produkte.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung?

Vollenkemper: Die Zugänglichkeit der Packanlage über ein Cloud-System schürt die Sorge über digitale Angriffe von außen. Die Sicherheit und Stabilität dieser Systeme ist für uns sehr wichtig. Mit dem „digitalen Zwilling“ der Anlage auf einem mobilen Endgerät kann der Kunde in Echtzeit die gesamte Anlage überwachen und steuern. Außerdem steht „Predictive Maintenance“, also die vor­ausschauende und proaktive Wartung der Anlage nach tatsächlichem Bedarf im Sinne der Industrie 4.0, im Fokus. Auch das trägt im Übrigen zur Ressourcenschonung bei, da Teile nicht nach einer festgelegten Dauer, sondern nach tatsächlicher Abnutzung getauscht werden.

Wie ist das Thema der vorausschauenden Wartung in Ihren Anlagen umgesetzt?

Vollenkemper: Ein wichtiger Schritt ist das Haver „Quat2ro“-System-Monitoring, mit dem der Kunde den aktuellen Zustand und die Leistungsdaten seiner Anlage von jedem Punkt der Erde aus überwachen und Wartungseinsätze vorausschauend planen und damit effektiver durchführen kann. Durch diese Daten und deren Auswertung kann sich die Anlage selbst optimieren und beispielsweise auf äußere Einflüsse reagieren.

Wie wird sich der Markt verändern?

Vollenkemper: Die Anforderungen des Marktes werden kurzlebiger, unsere Kunden werden immer mehr auf Flexibilität setzen müssen. Dabei wird ihnen der Roto-Packer zur Seite stehen. Die Anpassungsfähigkeit des gesamten Systems hat den Roto-Packer groß gemacht und wird auch zukünftig ein wichtiges Merkmal sein. Aufgrund der Bauart kann er situationsbedingt auf unterschiedlichste Anforderungen wie niedrige, kellerlose Hallen oder wechselnde Produkteigenschaften angepasst und umgestellt werden. Diese Individualisierung unterstützt Unternehmen in den Branchen Zement, Baustoffe, Chemie und Food dabei, ihre eigenen Produkte jederzeit perfekt zu verpacken und zu präsentieren – und das angepasst auf die Wünsche ihrer eigenen Absatzmärkte.

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Guter Draht zur Vergangenheit

Die Wurzeln des heute 2950 Mitarbeiter umfassenden Familienunternehmens liegen in der 1887 gegründeten gleichnamigen Drahtweberei, die damals neben Drahtgewebe auch Sackverschlüsse aus Draht fertigte. Diese fanden in der Zementindustrie ihren Einsatz. Die Brüder Erich und Fritz Haver in der zweiten Generation des Unternehmens erkannten in den 1920er-Jahren das Potenzial des geklebten Papier­sacks und entwickelten eine Reihenpackmaschine nach amerikanischem Vorbild. Rudolf Haver und Konstrukteur Paul Schwake reagierten dabei auf eine Anregung des Zementwerks Phoenix in Beckum, das eine leistungsstärkere Anlage benötigte. Daraufhin wurde die Idee des Rundpackers, die vornehmlich auf Jute-Säcke ausgerichtet war, kombiniert mit der Fülltechnik für Papiersäcke von Haver & Boecker. Dies mündete im April 1960 im Roto-Packer, der seitdem in der Baustoffbranche, aber auch in der Chemie-, Nahrungs- und Futtermittelindustrie den Takt vorgibt. Nun gibt es ein Quiz zum Jubiläum: www. diemaschinenfabrik.com/de/roto-packerr/

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