Interview: Ex-Schutz-Konzept Industrieller Explosionsschutz als Zukunfts- und Wachstumsmarkt

Von Sabine Mühlenkamp

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Die Gefahr für Explosionen ist in vielen Branchen allgegenwärtig. Dass es nicht zu größeren Schadensereignissen kommt, liegt vor allem an durchdachten Explosionsschutzkonzepten. Dennoch gibt es immer noch Unternehmen, die diesen Bereich vernachlässigen. Dies soll sich nun ändern, zumindest wenn es nach dem Willen des Unternehmens Hoerbiger geht, die sich im Bereich des Explosionsschutz erheblich verstärkt haben.

Damit solche Einsätze nicht nötig werden, sind Explosionsschutzkonzepte von Experten notwendig. Hoerbiger wird nun von IEP und Newson Gale verstärkt.
Damit solche Einsätze nicht nötig werden, sind Explosionsschutzkonzepte von Experten notwendig. Hoerbiger wird nun von IEP und Newson Gale verstärkt.
(Bild: skeeze; CC0; http://pixabay.com/de/feuerwehrmann-training-593716/; http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)

Sicherheit und industrieller Explosionsschutz nehmen einen immer größeren Stellenwert ein, daher hat Hoerbiger diesen Markt klar als Wachstumsmarkt identifiziert. Gegenüber der SCHÜTTGUT äußerten sich Matthias Göpfert, Projektleiter, Post Merger Integration bei Hoerbiger und Rudi Post, Geschäftsführer IEP Technologies, Hoerbiger Safety Solutions, über die zukünftige Zusammenarbeit und aktuelle Herausforderungen im Explosionsschutz.

Hoerbiger hat die IEP Technologies zum 1. September 2015 und Newson Gale zum 4. Januar 2016 übernommen. Herr Göpfert, wie kam es zu diesen Übernahmen?

Göpfert: Sicherheit ist als Megatrend das bestimmende Thema unserer Zeit und hat in Unternehmen höchste Priorität. Ein nachhaltiger Zukunfts- und Wachstumsmarkt ist der Explosionsschutz. Die Nachfrage nach Prozess- und Ex-Schutzlösungen aus einer Hand steigt rapide an. Deshalb hat sich Hoerbiger dazu entschlossen, das Geschäftsfeld Safety Solutions umfassend auszubauen. Ein zentraler Baustein sind strategische Akquisitionen. Unter dem Dach von Hoerbiger ist IEP Technologies der System- und Servicespezialist für den gesamten Prozess des Explosionsschutzes bei Anwendungen mit Stäuben und Gasen. Newson Gale bringt Know-how und jahrzehntelange Erfahrung im Schutz von Menschen und Anlagen gegen Gefahren durch elektrostatische Aufladung ein.

Wie passt IEP technologisch dazu?

Post: Hervorragend – mit der Verknüpfung von langjähriger Hoerbiger-Erfahrung und umfassender Lösungskompetenz im Explosionsschutz mit unseren Stärken der Beratung, Konzeption, Entwicklung, Installation und Wartung ergänzen wir das Portfolio von Hoerbiger um wichtige Aspekte. Zudem heben wir uns mit der Kombination aus Know-how, Explosionsunterdrückung, -entkopplung sowie -druckentlastung und Service klar von unseren Mitbewerbern ab, die lediglich einzelne Explosionsschutz-Komponenten anbieten.

Göpfert: Genau das spiegelt den Kern unseres Geschäftsfeldes Safety Solutions wider. Wir formen mit den Übernahmen eine einzigartige, weltweit verfügbare Lösungskompetenz für den gesamten Prozess eines umfassenden industriellen Explosionsschutzes. Es geht nicht um die einzelne Komponente, sondern um die bestmögliche Kombination aus fortschrittlichen Technologien und Dienstleistungen. Hoerbiger ist seit 120 Jahren ein Unternehmen dessen Wachstumspfad von Innovationskraft und zukunftsweisender Technologie geprägt ist. Die Kombination Hoerbiger, IEP Technologies und Newson Gale zahlt nachhaltig in künftig noch leistungsfähigeren, sicheren Explosionsschutz für unsere Kunden ein.

Wie war die erste Reaktion bei IEP?

Post: Durchweg positiv – dazu muss man wissen, dass die Mitarbeiter von IEP Technologies schon einige Übernahmen miterlebt haben. Ich kenne meine Kolleginnen und Kollegen schon viele Jahre, manche Jahrzehnte, und habe die Erleichterung gespürt. Wir haben mit der beginnenden Integration in das Geschäftsfeld Safety Solutions eine positive und langfristige Perspektive, die uns global neue Möglichkeiten bietet und bislang nicht gekannte Wachstumschancen eröffnet.

Und die Reaktion Ihrer Kunden?

Post: Die Reaktionen der letzten sechs Monate zeigen, unsere Kunden sehen deutlich den Mehrwert durch die Übernahme von IEP Technologies. Global aufgestellte Kunden finden es gut, dass wir künftig unser Geschäft in neuen Regionen wie Asien entwickeln. In den Kernmärkten USA und Europa, in denen beide Unternehmen gut aufgestellt sind, stehen ihnen weiterhin ihre gewohnten Ansprechpartner zur Verfügung. So gesehen ändert sich das Bewährte nicht. Langsam aber sicher spricht sich jedoch herum, dass Hoerbiger mit dem Geschäftsfeld Safety Solutions eben mehr Möglichkeiten für ganzheitlichen Explosionsschutz bietet, als die bisher einzeln agierenden Unternehmen.

Was hat sich in dem knappen halben Jahr seit der Akquisition schon verändert?

Post: IEP Technologies bildet den Kern des neuen Geschäftsfeldes Safety Solutions. Eine weitere Neuerung seit der Akquisition ist beispielsweise, dass wir ab diesem Jahr in Asien stark Präsenz zeigen werden, wo Hoerbiger bereits über breite Fertigungskapazitäten und ein gut aufgestelltes Vertriebsteam verfügt.

Welche technologischen Aufgaben gibt es jetzt zu lösen? Gibt es Technologien/Komponenten, die zusammen geführt werden?

Post: Wir kennen das Portfolio der flammenlosen Druckentlastung von Hoerbiger schon sehr genau. Flammenlose Druckentlastung wurde bereits in der Vergangenheit in Explosionsschutzlösungen von IEP Technologies verbaut. Wenn Sie so wollen, gibt es diese Zusammenführung bereits. Die technologischen Aufgaben sehe ich in der Weiterentwicklung bestehender Systeme auf neue Kundenanforderungen. Hier sind wir schon in der Analyse, um die Explosionsschutzlösungen der Zukunft zu erkennen.

Göpfert: Mit unserer Strategie, unter dem Dach von Hoerbiger unterschiedliche Kompetenzen für den industriellen Explosionsschutz zu kombinieren, liegt unser Fokus bei den Komponenten auf der perfekten Ergänzung des jeweils bestehenden Portfolios. So ergänzen beispielsweise die flammenlosen Explosionsdruckentlastungsventile der Serie EVN2.0 nahtlos das Portfolio der IEP Technologies. Explosionsschutz an sich ist eine umfassende Aufgabenstellung, die von simplen organisatorischen Maßnahmen bis hin zu komplexen Sicherheitssystemen reicht.

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Wie ist in Zukunft die Aufgabenteilung?

Post: Wir von IEP Technologies werden weiterhin als Experten von Explosionsschutzlösungen und -Serviceleistungen am Markt agieren. Dabei liegt unser Fokus auch in Zukunft auf ganzheitlichen Explosionsschutzlösungen.

Göpfert: Die IEP Technologies bildet den Kern der Kompetenz im industriellen Explosionsschutz des Hoerbiger Business Segment Safety Solutions. Newson Gale ist der Spezialist für elektrostatischen Explosionsschutz. Gemeinsam wird durch das globale Produktions-, Vertriebs- und Service-Netzwerk von Hoerbiger der angestrebte Expansionskurs erfolgreich umgesetzt werden.

Welche technischen Entwicklungen werden sie vorantreiben?

Post: Mit unseren vielfältigen Explosionsschutzmaßnahmen sind wir bereits gut aufgestellt. Wir finden für jede Anwendung und jedes Unternehmen eine optimale Lösung, die im Falle einer Explosion nicht nur Mitarbeiter und Produktionsanlagen schützt, sondern auch die Umwelt schont. Unter dem Dach von Hoerbiger arbeiten wir gemeinsam in Forschung und Entwicklung an neuen innovativen Explosionsschutzlösungen für bestehende und künftige Märkte.

Wo sehen Sie die Herausforderungen im Explosionsschutz in den nächsten Jahren?

Post: Besonders in der Schüttgutbranche besteht ein erhöhtes Explosionsrisiko, da es beispielsweise bei der Lagerung verschiedenster Stoffe zu gefährlichen Staub-Luft-Gemischen kommen kann, die im schlimmsten Fall explodieren. Die Herausforderung und gleichzeitig auch unser Ziel ist es, dass sich unsere Kunden mit den verbauten Explosionsschutzlösungen sicher fühlen. Dafür erarbeiten wir für jeden Kunden maßgeschneiderte und durchdachte Lösungen, die eine exzellente Qualität aufweisen. Im Ernstfall können sie sich dann auf das erstellte Explosionsschutzkonzept verlassen.

Göpfert: Neben leistungsfähigen Lösungen sehe ich einen großen Aufklärungsbedarf in der Schüttgutindustrie. Es gilt, das Bewusstsein bei Anlagenbetreibern zu schärfen. Noch immer sind viele Anlagen völlig ungeschützt und der Grund, warum es bisher noch nicht zu schwerwiegenden Unfällen gekommen ist, ist pures Glück. Hier werden die Spezialisten von IEP Technologies, Newson Gale und Hoerbiger gemeinsam umfassend aufklären und die entsprechenden Schutzsysteme gezielt auf die Kundenanwendung zugeschnitten anbieten.

Es gibt Unterschiede in der amerikanischen und europäischen Sichtweise beim Explosionsschutz. Spielt das eine Rolle in der täglichen Arbeit?

Post: Für uns spielt die unterschiedliche Sichtweise beim Explosionsschutz keine Rolle. Wir machen bei diesem wichtigen Thema, egal auf welchem Kontinent wir uns bewegen, keine Unterschiede. Das wichtigste für uns ist, dass überall auf der Welt und an jedem Arbeitsplatz das höchstmögliche Maß an Sicherheit herrscht.

Göpfert: Die Sichtweise von Explosionsschutzmaßnahmen mag auf beiden Kontinenten unterschiedlich sein, die Natur und Eigenschaften einer Explosion sind jedoch überall auf der Welt gleich. Wir konzentrieren uns darauf, die Sicherheit der Menschen sowie den Schutz der Umwelt und der Anlagen unter allen Umständen zu gewährleisten, egal ob eine Anlage in Amerika, Europa oder Asien errichtet wird.

Wenn schnelle Reaktionen gefragt sind

Auf der diesjährigen Powtech stellen die drei Unternehmen erstmals unter gemeinsamer Flagge Hoerbiger Safety Solutions aus und präsentieren u. a. das intelligente Detektionssystem Smart DS. Das System besteht aus einem intelligenten Berechnungssystem sowie aus bis zu zwei dynamischen Drucksensoren. „Beispielsweise können Gas-Luftgemische das Explosionsverhalten von Stäuben wesentlich beeinflussen. Daher besteht hier ein erhöhtes Gefahrenpotenzial. Bei der Auslegung eines Schutzkonzeptes dürfen Betreiber nicht nur die sicherheitstechnischen Kenngrößen der einzelnen Stoffe zugrunde legen. An dieser Stelle muss das hybride Gemisch als Gefahrstoff ermittelt werden“, erklärt Rudi Post. Die Detektoren werden beispielsweise bei Entstaubungsanlagen jeweils im Roh- und Reingasbereich des Gehäuses montiert und können die unterschiedlichen Messwerte kontinuierlich miteinander vergleichen. Auf diese Weise kann anhand der Explosionskenngrößen zwischen dem tatsächlichen dynamischen Druckanstieg einer Explosion sowie den prozessbedingten Druckschwankungen unterschieden werden. Die Gefahr eines Falsch-​alarms wird so auf ein Minimum reduziert. Die Auswerteeinheit speichert zudem alle Ereignisse und ermöglicht die Aufzeichnung aller Prozessdrücke. Dadurch wird nicht nur die Analyse und Ursachenforschung von Explosionen, sondern auch die Verhinderung etwaiger Prozessstörungen sichergestellt. Auf dem Stand werden aber auch die bewährten Produkte und Systeme zur Explosionsunterdrückung, -entkopplung und -druckent- lastung präsentiert.
Powtech: Halle 1, Stand 319

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