Oxyfuel-Technologie Erstes klimaneutrales Zementwerk
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Mit 109,8 Millionen Euro fördert die EU das Innovationsprojekt Carbon2Business von Holcim in Schleswig-Holstein. Als ein Prototyp im industriellen Maßstab für die Dekarbonisierung der Zementproduktion nutzt der Ofen die Oxyfuel-Technologie der zweiten Generation sowie eine nachgeschaltete Kompressions- und Reinigungseinheit für das CO2.

Ein großer Schritt in Richtung Zementwende: Carbon2Business ist eines von zwei Projekten in Deutschland sowie 17 Projekten insgesamt, die die EU mit 1,8 Milliarden Euro aus dem Innovationsfonds fördert. „Wir entwickeln unser Werk in Schleswig-Holstein zu einem Vorreiter der grünen Zementproduktion. Das ist ein technologischer Leuchtturm mit internationaler Strahlkraft“, sagte Thorsten Hahn, CEO von Holcim Deutschland, am Rande der Financing Innovation Clean Tech Conference. „Die Förderung der EU ist ein wichtiger Meilenstein und ermöglicht uns, die Zementwende entschieden voranzutreiben.“
Unabhängige Sachverständige haben im Rahmen des Auswahlverfahrens der EU unter anderem bewertet, inwieweit die zu fördernden Projekte im Vergleich zu herkömmlichen Technologien Treibhausgasemissionen senken und über den Stand der Technik hinausgehende Innovationen schaffen. Auch der Reifegrad, die Skalierbarkeit und die Kostenwirksamkeit gehörten zu den Auswahlkriterien.
Holcim setzt auf die Thyssenkrupp Industrial Solutions als Technologiepartner für das Projekt, bei dem Kohlendioxid aus dem Zementwerk Lägerdorf zu einem Rohstoff für andere Industrien wird. „Der Erfolg der Energiewende entscheidet sich auch mit der Frage nach einer nachhaltigen, das heißt CO2-neutralen, Produktion von Baustoffen. Die pure Oxyfuel-Technologie wird ein wesentlicher Teil der Antwort sein und so zum Gelingen der grünen Transformation der Zementindustrie beitragen“, sagt Pablo Hofelich, CEO der Business Unit Polysius bei Thyssenkrupp Industrial Solutions. Bei dem Oxyfuel-Verfahren wird statt der Umgebungsluft reiner Sauerstoff in den Verbrennungsprozess des Zementofens eingespeist. Der dafür benötigte Sauerstoff stammt aus Elektrolyse-Vorhaben, bei denen Industriepartner Wasser mit Strom aus erneuerbaren Energien zu Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten wollen.
Im Ergebnis entsteht beim Oxyfuel-Verfahren im Zementofen hochreines CO2, das abgeschieden und anschließend durch Methanolsynthese zu Methanol verarbeitet oder als Grundstoff für die chemische Industrie aufbereitet wird, um damit zum Beispiel Kunststoffe herzustellen. Für die Aufbereitung des abgeschiedenen CO2 arbeitet Holcim eng mit den Spezialisten von Linde Engineering zusammen. Durch die Verfahren lässt sich allein am Standort Lägerdorf jährlich der Ausstoß von 1,2 Millionen Tonnen CO2 vermeiden.
Vom Treibhausgas zum Rohstoff für die Industrie
„Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir ein effizientes Kreislaufkonzept im Rahmen einer innovativen Wasserstoffwirtschaft, das der Zementindustrie und anderen Branchen weltweit als Vorbild dienen kann“, erklärt Arne Stecher, Leiter Dekarbonisierung bei Holcim Deutschland. „Durch innovative Technologie gelingt es uns erstmals, das CO2 nahezu vollständig abzuscheiden. Dadurch lässt es sich veredeln und letztlich als Rohstoff in der Industrie nachhaltig weiterverwenden.“ Damit sollten neue Wertschöpfungsketten geschaffen und Technologien entwickelt werden, die über die Zementindustrie hinaus den klimaneutralen Umbau von Industrieunternehmen ermöglichen. Mit einer Genehmigung des Baus wird bis Ende 2024 gerechnet. Bis 2029 kann damit in Lägerdorf eines der ersten klimaneutralen Zementwerke der Welt in Betrieb gehen.
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